Dieser Beitrag wurde am 12. Oktober 2015 veröffentlicht und zuletzt am 8. November 2019 von Sascha aktualisiert

Vorwort

Der Hunsrück, dieses rheinlandpfälzisch-saarländische Mittelgebirge liegt in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Ich muss nur einmal über die Mosel, dann ewig durch die Pampa fahren und schon bin ich da. Der höchste Gipfel ist der Erbeskopft mit ca. 816 m und somit die höchste deutsche Erhebung, linksrheinisch versteht sich.

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Die Hunsrücker sind bekannt als etwas verschroben und eigenartig. Lustig und freundlich sind sie dennoch, wenn man sie denn versteht. Das Hunsrückerplatt ist gewöhnungsbedürftig, mit etwas Übung aber verständlich.

Über die Enstehungsgeschichte der Hunsrücker munkelt man dass Hannibal damals, 218 v. Ch. die Alten und Fußkranken noch vor den Alpen im Gebiet des Hunsrück austreten lies da er befürchtete entweder mit einen Heer an Invaliden oder eben garnicht bis nach Italien zu kommen. Was an der Geschichte dran ist kann ich nicht genau sagen, fragt man einen alten Eifler dann bekommt man eine andere Antwort als von einem Hunsrücker. Ich als Zugezogener erlaube mir hier an der Stelle jetzt mal kein Urteil. Fußkrank schien mir am Samstag allerdings keiner meiner 7 Begleiter.

Bereits am Freitag hatte sich ein Teil der Gruppe, eigentlich alle außer Tanja und mir daran gemacht den ersten Teil des Soonwaldsteigs zu laufen. Start war in Bingen am Rhein, dort ist das offizielle Ziel des Soonwaldsteigs. Das Tagesziel erreichten Sie nach 35 km und 1300 Hm in Argenthal am Schanzerkopf. Technisch wohl nicht allzu anspruchsvoll aber dafür eben trotzdem mit ausreichend Höhenmetern. 1300 Hm auf etwas mehr als 30 km ist für unsere Mittelgebirge schon mal kein so schlechter Wert zumal der Soonwaldsteig als Fernwanderwegs vornehmlich für Wanderer gedacht ist, diese Wanderer wollen und sollen ja auch irgendwann am Ziel ankommen.

Der Soonwaldsteig beginnt in Kirn im Nahetal und führt von dort über 6 Etappen nach Bingen. Die einzelnen Etappen haben eine Länge von 12 bis 15 km, sind also für Wanderer jeweils eine gute Tagestour inkl An- und Abreise. Die ersten 4 Etappen verlaufen größtenteils in bewaldetem Gebiet ohne großen Kontakt zur „Zivilisation“ und Ortschaften. Die beiden letzten Etappen sind dann touristisch erschlossen und bieten somit eine Menge Lokalitäten.

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Schanzerkopf bis Altenburg km 0-13

trailrunn soonwaldsteig grupenfoto
Paul, Achim, Thomas, Tanja, Ich, Dennis, Thomas und Frank – Foto: Frank Hirt

Wir starteten Samstag in Argenthal am Wanderparkplatz unweit des Schanzerkopfs einer 643 m hohen Erhebung im Soonwald. Hier sind wir bereits an Karfreitag diesen Jahres gestartet, damals wurde auch die Idee zu dem Trailrun über den Soonwaldsteig geboren.

Die Temperaturen waren grade mal an die 10° und es war neblig und ungemütlich kühl. Absolutes Herbstwetter, wie zu erwarten. Zu Beginn konnten wir locker eintraben da es die ersten 5 km mehr oder weniger nur bergab ging. Der Steig führte uns über schmale Pfade durch den Wald und schon jetzt wurde klar dass Wurzeln und Steine unsere ständigen Begleiter werden sollten. Bei nassem Boden nicht immer leicht zu laufen und so blieb ich auf den ersten Kilometer gefühlt an jedem zweiten Stein hängen, stürzte aber zum Glück nicht. Vorbei an Simmerkopf (653m), Hölzerkopf (603m), Ödesborner Höhe (638m) ging es zum Ellerspring (657m). Mit seinen 657m sollte der Ellerspring auch der höchste Punkt an dem Tag sein, von nun an ging es quasi nur noch bergab. Ok, ok…nicht wirklich, allerdings liegt der Zielpunkt gute 440 Meter tiefer als der Ellerspring.

trailrunn soonwaldsteig funkturm im nebel

Plötzlich und völlig unverhofft standen wir dann auf einer Lichtung, zusammen mit dem Fernmeldeturm der Telekom. Ich bin immer wieder erstaunt wie gut sich doch Türme und Burgen, egal welcher Größe in Wäldern verstecken können. Weiter ging es wieder über schmale Pfade und glitschige Findlinge. Mit meiner Schuhwahl hatte ich an dem Tag kein so gutes Händchen. Die an sich gut zu laufenden Pearl Izumi Trail N2 fanden auch dank abgelaufenem Profil im Vorfußbereich wenig halt auf dem moosigen Untergrund und es dauerte ein paar Kilometer bis ich mit ihnen warm wurde.

Nach ungefähr 13 km kamen wir an der „Alteburg“ bzw. deren Turm an, leider war die Aussicht etwas eingeschränkt. Außer einer weiß-grauen Nebelwand und nunja Wald bekamen wir leider nichts zu sehen.

Ein eigenes Bild vom Turm konnte ich leider nicht machen, daher das Bild von Wikipedia. Die Treppe im Turm verläuft typischerweise so dass ein Angreifer der von unten heran stürmt sein Schild nicht nutzen konnte. Meist trugen die Soldaten ihren Schild in der linken und das Schwert in der rechten Hand, die engen uns steilen Wendeltreppen der Burgen und Türme winden sich mit dem Uhrzeigersinn nach oben. So war es unmöglich das Schild über den Kopf zu bekommen um Schläge von oben zu parieren, es war einfach zu eng. Schlaue Leute diese Ritter :)

Quelle: Wikipedia, Turm bei gutem Wetter

Altenburg bis Schmittburg km 13-35

Eine Besonderheit der Hunsrücker Läufer ist die unkonventionelle Verpflegung während des Laufens. Ich durfte dieses Verhalten jetzt schon das dritte Mal beobachten, während man in der Regel diverse HighTech Nahrungsmittel in den Rucksäcken auf den Trails findet, so bevorzugt der Hunsrücker wie mir scheint deftige Kost. Wir legten bei km 19 eine Mittagspause ein und es landeten Pfefferbeiser und Brötchen auf dem Tisch, ich bin mir sicher wenn Bier geschüttelt und warm nicht so widerlich wäre, hätten die das auch noch ausgepackt :) So läßt man es sich gut gehen und ein klein wenig neidisch war ich ja schon als ich in meinen süßen Energieriegel gebissen habe.

trailrunn soonwaldsteig verdiente pause

Während der Rest der Gruppe noch weiter pausierte liefen Thomas, Thomas und ich schon mal weiter. Wir wollten nicht auskühlen und lieber in Bewegung bleiben, hier erfuhr ich dann ich das erste Mal so richtig dass an dem Tag nicht um die 40 sondern 50 km auf mich warten sollten. Zum Glück schockte mich das nicht, denn läuferisch war das kein Problem. Lediglich meine Zeitplanung sollte dadurch etwas durcheinander kommen, hatte ich meiner Frau ja ein ungefähres Zeitfenster genannt. Hier war mir dann das erste Mal klar dass es wohl doch später werden sollte, da wir aber bis zu dem Zeitpunkt recht flott (für Gruppenlaufverhältnisse) unterwegs waren wollte ich noch etwas warten bis ich meine ETA korrigieren wollte. Meine Frau schlägt in ihrer internen Zeitrechnung ja eh immer einen gewissen Puffer auf meine Angaben auf.

Wir liefen also langsam weiter und trafen an der Burg Koppenstein bei Henau ein. Diese Burg liegt mit 555 m recht hoch, ist allerdings komplett im Wald versteckt. Wir witzelten dass diese Burg wohl nie eingenommen wurde weil sie einfach einer gefunden hat. Die noch sichtbaren Ruinen stammen aus dem Jahre 1325 und wurden durch die Grafen von Sponheim errichtet. Der markante Bergfried kann bestiegen werden und soll eine tolle Aussicht bieten, wir sparten uns allerdings den Aufstieg. Es war nämlich immer noch diesig und die Sicht somit schlecht.

Der folgende Abstieg führte uns, mal wieder über ein Geröllfeld. Sollte mich in Zukunft jemand fragen was mir spontan zum Soonwaldsteig einfällt, dann wäre meine Antwort wohl „moosige Steine“. Teilweise waren die Geröllfelder so dicht dass man kaum laufen konnte ohne sich zu verletzen, einfach ist anders.

Hinter der Burg Koppenstein holten uns dann auch die anderen wieder ein und wir liefen gemeinsam weiter am Steinbruch Henau vorbei. Nicht ohne einen kurzen Stopp am Aussichtspunkt oberhalb des Steinbruchs. Bei gutem Wetter hat man hier bestimmt einen tollen Blick in Richtung Erbeskopf und weiter.

Weiter ging es, ihr werdet es schon ahnen für folgenden Untergrund.

Auf den technischen Bergabpassagen riss die Gruppe immer wieder auseinander da hier ganz klar Übung von Nöten ist um hier heil und schnell runter zukommen. Verletzt hat sich an dem Tag zum Glück keiner.

Auf der Womrather Höhe, einem bewaldeten 599 m hohen Gipfel erwartet uns dann der Zauberwald. Hier kann man finde ich gut die ursprüngliche Verwendung des Soonwaldes erkennen, er diente früher als Weidewald. Es fehlt größtenteils das Unterholz wie man es von anderen Wäldern kennt.

Von der Höhe aus ging es zu deren Südwestflanke wo der Teufelsfels auf uns wartete.

„Teufelsfels-2007“ von Hardest. Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 de „Teufelsfels-2007“ von Hardest. Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 de über Wikimedia Commons.

An diesem Teufelsfels, einer Quarzit Formation wurde in den 1980ern ein Aussichtsturm errichtet, der „langer Heinrich“. Benannt nach dem Ortsbürgermeisters Heinrich Heimfahrt. Ein kleines Denkmal mitten im Nirgendwo.

Plötzlich standen wir wie aus dem Nichts mitten in einem Steinmeer. Steinmännchen soweit man schauen konnte, was will man auch mit all den Brocken sonst machen dachte ich mir. Das war auf jeden Fall viel Arbeit und dauerte mit Sicherheit seine Zeit bis das soweit fertig war.

Nachdem Steinfeld folgte eine kurze Passage über eine freie Fläche, ein seltenes „Vergnügen“ an diesem Tag. Sonst verlief die Strecke nahezu immer unter dem dichten Blätterdach des Soonwaldes. Hier nutzten Achim und ich die Chance mal etwas schneller zu laufen, so hatte ich die Chance ein paar Bilder von der Gruppe zu machen.

Nachdem wir wieder im Wald verschwanden ging es kurz etwas steiler nach oben bevor wir an der Keltensiedlung Altburg ankamen.

Die Keltensiedlung Altburg ist ein Nachbau der vom 1. bis zum 3. Jhd. vor Christus bewohnten Kleinburg, einer recht typischen keltischen Siedlung.

Von einem Aussichtspunkt aus konnte man auf die Schmidtburg, der Höhenburg oberhalb von Schneppen- und Bundenbach schauen. Dort wachte sie einst über das Hahnenbachtal, zu ihrer Blütezeit muss sie ein verdammt imposanter Anblick gewesen sein.

Bergwerk Herrenberg bis Kyrburg bei Kirn km 35-51

Am Kiosk des Besucherbergwerks Herrenberg legte wir eine kurze Rast ein, füllte unsere Trinkblasen mit Wasser und unsere Bäuche mit Cola, Powerade, Kaffee und Brezeln. Ihr erinnert euch, die Hunsrücker sind da etwas anders was die Verpflegung angeht :)

Dieser ungeplante VP kam genau richtig da sich unsrer Wasservorräte teilweise sich dem Ende neigten. Ich trank ein kleines alk. freies Hefeweizen der nahen Kirner Brauerrei und füllte ein Isogetränk in meine leere Flask, Thomas hatte auch hier seine Pause wieder kurz gehalten und war vor gelaufen. Ich lief ihm hinterher und versuchte aufzuschließen was garnicht so leicht war, hatte wir die Pause doch ziemlich ausgedehnt und Thomas somit viel Vorsprung gegeben.

Der Weg führte uns durch einen kurzen Tunnel, kaum einen Schritt hinein gemacht schluckte der Fels um uns herum sofort alle Geräusche und wir hinterließen nur dumpfe Schritte.

Schon ab km 30 merkte ich dass ich trotz der langen Zeit auf den Beinen noch ausreichend Kraftreserven hatte und begann immer wieder zusammen mit Tanja und Achim das Tempo etwas anzuziehen. An markanten Punkten warteten wir dann auf den Rest der Gruppe bevor wir wieder vor liefen. Da keiner so genau wusste wie lange die Strecke denn im Endeffekt sein würde und sich die Kilometerangaben der Uhren teilweise deutlich unterschieden hatte ich ein wenig Sorgen dass wir es nicht rechtzeitig vor Sonnenuntergang zum Parkplatz schaffen würden. Eine Stirnlampe hatte ich nämlich nicht eingepackt, sollte ich aber in Zukunft wieder tun. Wird ja jetzt immer früher dunkel und auf den langen Läufen kann man auch mal recht schnell eine Stunde Zeit und somit Tageslicht verlieren. Für mich als etwas nachtblinden Läufer natürlich doof, grade auf den jetzt laubigen Böden die keine klaren Konturen mehr haben. Da übersieht man dann mal den einen oder anderen Stein recht schnell. Als wir dann aber die Kyrburg zu zu Gesicht bekamen wussten wir dass es nicht mehr weit sein würde, schon gute 6 Kilometer vor dem Parkplatz hatte wir der Gruppe Bescheid gesagt dass wir es ab hier rollen lassen wollten, es ging ja nur noch bergab. Dachten wir… An der Kyrburg mussten wir dann noch mal kurz und knackig knapp 100 Höhenmeter überwinden, nur um dann an der gesperrten Kyrburg vorbei wieder runter Richtung Parkplatz zu laufen.

Wir drei zogen uns schnell trockene und warme Klamotten an und warteten auf den Rest der Truppe die dann auch kurz darauf eintraf. Beim Abschlussbild fehlen Thomas und Thomas, die beiden kämpften sich ein paar Minuten danach ins Ziel. Für beide war es der erste Lauf über 50 km.

Glückwunsch hierzu, Glückwunsch auf an den Rest der Truppe der den Soonwaldsteig über 83 km in zwei anstrengenden aber schönen Tagen bezwungen hat.

trailrun soonwaldsteig finisher

Danke an Frank Hirt von X-Sport Kastellaun für die Orga und Einladung zu diesem Lauf. Gerne wäre ich schon Freitag dabei gewesen, aber leider musste ich da arbeiten.

Solltet ihr mal in der Nähe sein schaut am Besten mal in Kastellaun vorbei, dort bekommt ihr nicht nur Laufklamotten sondern eben alles rund um das Thema Outdoor. Parken kann man da meist recht gut und der Metzger gegenüber ist der Hammer!

Weiter Bilder und Berichte findet ihr übrigens im X-Sport Blog. Es lohnt sich immer mal wieder dort vorbei zu klicken, denn das Team von X-Sport macht einiges für die kleine Szene im Hunsrück, ob Lauftouren wie diese oder Touren auf dem MTB oder Rennrad. Die Jungs und Mädels in den Auffälligen Trikots sieht man doch recht häufig.

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.View Author posts

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